Am 8. März ist Weltfrauentag – ein Tag, an dem wir nicht nur feiern sollten, was Frauen bereits erreicht haben, sondern auch darüber sprechen müssen, wo noch große Lücken bestehen. Für berufstätige Mütter ist eine dieser Lücken besonders spürbar: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Aber mal ehrlich – reicht es uns wirklich, dass „es irgendwie geht“? Oder sollten wir nicht viel mehr fordern: echte Chancengleichheit, bessere Rahmenbedingungen und eine neue Definition von Karriere?

Warum „Vereinbarkeit“ oft eine Mogelpackung ist
Viele Unternehmen werben mit familienfreundlichen Maßnahmen, Teilzeitmodellen oder flexiblen Arbeitszeiten. Doch in der Realität bleibt es oft an den Müttern hängen, sich in dieses System hineinzufügen. Während Väter bei reduzierten Stunden als „engagiert“ gelten, werden Mütter mit Teilzeitstellen oft als weniger ambitioniert abgestempelt. Die gläserne Decke ist für uns nicht aus Glas – sondern aus Erwartungen, Rollenzuschreibungen und ungleichen Strukturen. Mehr dazu, warum Karriere und Familie vereinbar sein müssen, findest du in meinem Artikel über die unschätzbaren Stärken von Müttern im Berufsleben.
Der Gender Pay Gap: Zahlen lügen nicht
Frauen verdienen in Deutschland durchschnittlich noch immer weniger als Männer – aktuell liegt der unbereinigte Gender Pay Gap laut Statistischem Bundesamt bei rund 16 Prozent. Selbst wenn man strukturelle Unterschiede wie Berufswahl oder Arbeitszeit berücksichtigt, bleibt eine unerklärbare Lücke von etwa 6 Prozent. Das bedeutet: Frauen arbeiten im Schnitt bis Mitte März quasi „gratis“. Lies dazu auch diesen Artikel über Gender Pay Gap und faire Gehaltsverhandlungen auf der Bundeszentrale für politische Bildung.
Teilzeit: Chance oder Risiko?
Teilzeit kann ein hervorragendes Modell sein, um Familie und Beruf besser zu vereinbaren. Sie bietet Müttern die Möglichkeit, beruflich aktiv zu bleiben, sich weiterzuentwickeln und gleichzeitig für ihre Familie da zu sein. Doch trotz vieler Vorteile bringt sie auch Herausforderungen mit sich: Weniger Einkommen kann langfristig zu finanziellen Nachteilen führen, und der Wiedereinstieg in eine Vollzeitstelle oder eine Führungsposition kann erschwert sein.
Deshalb ist es umso wichtiger, Teilzeit als wertvolles und anerkanntes Arbeitsmodell zu etablieren – eines, das nicht automatisch mit Karriereverzicht gleichgesetzt wird.
Wie du erfolgreich in Teilzeit arbeitest und dabei deine Karrierechancen nutzt, erfährst du in meinem Artikel Bewerben in Teilzeit – so klappt's mit dem Traumjob.
Care-Arbeit: Unsichtbar, aber unverzichtbar
Wer kümmert sich um Kinder, pflegt Angehörige oder organisiert den Haushalt? Studien zeigen: Der Großteil dieser unbezahlten Care-Arbeit wird von Frauen übernommen. Im Schnitt leisten sie täglich 52 Prozent mehr unbezahlte Arbeit als Männer.
Care-Arbeit ist die Grundlage unseres gesellschaftlichen Miteinanders – ohne sie würde unser System nicht funktionieren. Dennoch wird sie oft als selbstverständlich angesehen und nicht ausreichend anerkannt. Eine gerechtere Verteilung dieser Arbeit würde nicht nur die Last für Frauen verringern, sondern auch Männern ermöglichen, aktiver in die Familienarbeit einzusteigen. Dies würde nicht nur zu einer gleichmäßigeren Verteilung von Erwerbs- und Care-Arbeit führen, sondern auch dazu beitragen, dass Frauen mehr Zeit für ihre berufliche Weiterentwicklung haben. Eine faire Aufteilung stärkt die finanzielle Unabhängigkeit beider Elternteile, schafft mehr Gleichberechtigung in Beziehungen und bietet Kindern ein modernes Rollenbild.
Karriere neu denken – nicht nur für uns, sondern für alle
Was wäre, wenn Karriere nicht bedeutet, 40+ Stunden im Büro zu sitzen? Was wäre, wenn Verantwortung, Fachwissen und Führung nicht an Präsenz, sondern an Leistung und Impact gemessen würden?
Die Zukunft der Arbeit muss anders aussehen, wenn wir wirklich wollen, dass Mütter die gleichen Chancen haben wie kinderlose Kolleg:innen oder Väter, die Vollzeit arbeiten. Es geht darum, starre Hierarchien aufzubrechen und Karrieremodelle zu schaffen, die Menschen unabhängig von ihrer Lebenssituation fördern. Unternehmen, die flexible Arbeitsmodelle ernst nehmen und Leistung an Ergebnissen statt an Anwesenheit messen, profitieren nicht nur von zufriedeneren Mitarbeiter:innen, sondern auch von mehr Innovationskraft. Ein Umdenken in der Arbeitswelt kommt also nicht nur Müttern zugute, sondern allen.
Was wir jetzt fordern müssen
Gleichberechtigte Bezahlung: Noch immer verdienen Frauen im Schnitt weniger als Männer – auch bei gleicher Qualifikation. Lohngerechtigkeit muss transparent und verbindlich durchgesetzt werden.
Flexible und wirklich familienfreundliche Arbeitsmodelle: Teilzeit darf kein Karrierekiller sein, Homeoffice muss als vollwertige Arbeitsform anerkannt werden. Zudem braucht es echte Führung in Teilzeit, um Karrierewege für Mütter zu eröffnen.
Mehr Mütter in Führung: Nur wenn mehr Mütter sichtbar in Führungspositionen sind, wird sich langfristig etwas ändern. Unternehmen müssen gezielt Programme entwickeln, die Frauen nach der Elternzeit den Wiedereinstieg erleichtern und ihnen Aufstiegschancen ermöglichen.
Ein neues Verständnis von Karriere: Weniger „Hustle-Culture“, mehr sinnvolle und nachhaltige Karrieremodelle, die Raum für Familie lassen. Erfolg darf nicht an Überstunden oder ständiger Erreichbarkeit gemessen werden, sondern an Kompetenz und Beitrag zum Unternehmen.
Fazit: Keine Blumen, sondern Taten
Der Weltfrauentag ist kein Anlass für leere Worte oder wohlklingende Kampagnen. Es geht um konkrete Veränderungen. Wenn wir wirklich Gleichberechtigung wollen, dann müssen wir aufhören, sie nur zu feiern – wir müssen sie durchsetzen.
Alles Liebe,
Deine Tanja
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